Was ist das?

Die IgA-Nephropathie (IgAN) ist eine chronische Nierenerkrankung und zählt weltweit zu den häufigsten Krankheiten dieser Art. Der Name stammt von bestimmten Eiweißen, sogenannten Immunglobulinen des Typs A (IgA), gegen die der Körper Antikörper entwickelt, weil sie ein fehlerhaftes „Zuckermuster“ aufweisen. Die entstehenden Immunglobulin-Komplexe lagern sich in den Nieren ab und lösen Entzündungen und andere krankmachende Prozesse aus.

In den meisten Fällen werden mögliche Symptome zu Beginn der Erkrankung nicht als solche erkannt, da diese unauffällig und bei jedem Menschen unterschiedlich sein können. Erst im Laufe der Zeit kommt es zu Wassereinlagerungen in den Händen oder Füßen sowie Erschöpfung und Müdigkeit, die auch als Fatigue bezeichnet werden. Außerdem kann es zu Eiweiß im Urin, einer sogenannten Proteinurie, kommen. Weitere Symptome können Fieber oder grippeähnliche Symptome, Muskelschmerzen und Schmerzen im Bauchraum sein.

Bislang ist die genaue Ursache noch nicht vollständig erforscht, es soll jedoch ein Zusammenspiel aus genetischen Veranlagungen und Umweltfaktoren dafür verantwortlich sein, dass Menschen eine Anfälligkeit für eine IgAN entwickeln. Umfangreiche Forschungsarbeiten der letzten Jahre zeigen allerdings, dass ein bestimmter Teil des Immunsystems eine Rolle spielt, das sogenannte Komplementsystem. Kommt es zu einer Fehlregulation, wird das Komplementsystem gegen körpereigene Substanzen aktiv. 

Bei der IgAN lagern sich die Verbindungen aus IgA-Eiweißen, denen ein bestimmter Einfachzucker – der sogenannten Galaktose – fehlt, und Antikörpern in den Nieren ab. Diese Ablagerungen führen dort zu Schädigungen des Nierengewebes. Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die den Krankheitsverlauf der IgAN ebenfalls maßgeblich beeinflussen können. Hierzu zählen unkontrollierter Bluthochdruck, anhaltende Proteinurie – also Eiweiß im Urin –, Rauchen und Übergewicht.

Aufgrund der oft fehlenden oder unspezifischen Symptome ist die Diagnose häufig ein Zufallsbefund bei Routineuntersuchungen – wie zum Beispiel bei einem medizinischen Check-up oder einer anderen Untersuchung. Im Ergebnis wird hier in der Regel Eiweiß oder Blut im Urin des Patienten oder der Patient*in festgestellt, was weitere Untersuchungen veranlasst. Für eine gesicherte Diagnose der IgAN ist letztlich eine Nierenpunktion notwendig. Dabei handelt es sich um die Gewebeentnahme aus der Niere mithilfe einer Biopsienadel.

Bei der IgAN handelt es sich um eine chronische Erkrankung. In der EU ist derzeit nur eine verkapselte Glukokortikoid-Therapie mit verzögerter Freisetzung spezifisch zur Behandlung der IgAN zugelassen. Seit einigen Jahren wird jedoch an zielgerichteten Therapien geforscht, um die Symptome zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung verzögern zu können. Unterstützende Therapien richten sich nach dem Risiko des Fortschreitens der IgAN und zielen unter anderem darauf ab, den Blutdruck optimal einzustellen und die Ausscheidung von Eiweiß über die Nieren zu reduzieren. Im Laufe der Erkrankung benötigen Betroffene oft aufgrund chronischer Nierenschädigungen eine Dialyse oder sogar eine Nierentransplantation.